Waschbären sind in unseren Wohngebieten heimisch geworden. Sie gelten als potenzielle Überträger von Krankheiten. Zwei Studien widmen sich dem gesundheitlichen Risiko für den Menschen.
Der ursprünglich aus Nordamerika stammende und in Deutschland mittlerweile weit verbreitete Waschbär gilt als wichtiger potenzieller Überträger von Infektionskrankheiten auslösenden Erregern und Parasiten. Im Rahmen des Verbundprojektes ZOWIAC (Zoonotische und wildtierökologische Auswirkungen invasiver Carnivoren) hat ein Team rund um den Parasitologen Prof. Dr. Sven Klimpel die potenzielle Übertragung des Coronavirus (SARS-CoV-2), des West-Nil-Virus (WNV) und des Usutu-Virus sowie die Rolle von Waschbären als Zwischenwirte und Wirte für Ekto- und Endoparasiten untersucht.
Waschbären – auch in Städten heimisch
Waschbären (Procyon lotor) sind Allesfresser, deren Ernährung sich, jahreszeitlich bedingt, zu etwa 40 Prozent aus pflanzlichen und 60 Prozent tierischen Bestandteilen zusammensetzt – ihre hohe Geschicklichkeit ermöglicht es ihnen sogar, für heimische Tierarten ungenießbare Tiere wie Erdkröten zu häuten und zu verzehren, mit entsprechenden Auswirkungen auf lokale Amphibienbestände.
Insbesondere Städte bieten den Tieren mit der charakteristischen schwarzen Maske einen attraktiven Speiseplan: Mülleimer, Komposthaufen und Gärten ermöglichen leicht zugängliches Futter.
"Interaktionen zwischen Menschen, Haus- und Nutztieren und Waschbären werden unweigerlich zunehmen."
Prof. Dr. Sven Klimpel vom Senckenberg Biodiversität und Klima Forschungszentrum Frankfurt, der Goethe-Universität Frankfurt und dem LOEWE-Zentrum für Translationale Biodiversitätsgenomik
„Dies macht das Säugetier zu einem potenziell geeigneten Zoonose-Vektor – einem Überträger von Infektionskrankheiten, die beispielsweise von Bakterien, Parasiten oder Viren verursacht und wechselseitig zwischen Tieren und Menschen übertragen werden können“, erklärt Klimpel weiter und fährt fort: „Anders als bei Nutztieren werden Krankheiten von Wildtieren nur in Ausnahmefällen und wenn sie nicht zu übersehen sind – wie bei der Vogelgrippe oder der Schweinepest – entdeckt und überwacht. In unseren beiden neuen Studien haben wir gezielt Waschbären bezüglich ihrer Parasiten sowie ihres Potentials als Überträger des Corona- und West-Nil-Virus untersucht“
Die beiden neuen Studien wurden von Klimpel und seinem Team im Rahmen des Verbundprojektes ZOWIAC durchgeführt, das der Erforschung von Invasionsprozessen solcher gebietsfremden und einwandernden Fleischfresser, deren Auswirkungen auf heimische Ökosysteme, sowie den potenziell damit verbundenen gesundheitlichen Risiken für den Menschen dient. „Invasive oder gebietsfremde Arten zeichnen sich durch ein hohes Maß an Anpassungsfähigkeit und eine rasche geografische Ausbreitung aus und können bestimmte Krankheitserreger aus ihren Herkunftsgebieten in die neu besiedelten Gebiete mitbringen oder gegen dort vorhandene Erreger immun sein“, erläutert Klimpel den Fokus auf invasive, gebietsfremde Arten.
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